Ein starker Roman über Liebe, Reisen und die Suche nach der eigenen Identität. Alexandra von Arx berührt auch in ihrem zweiten Roman «Im Buchstabenmeer» durch ihre unaufgeregte Art des Erzählens.
Natascha ist hin- und hergerissen zwischen dem Künstler Jan, mit dem sie eine On- und Off-Beziehung lebt, und dem Wirtschaftsanwalt Paul, den sie auf einer Armenienreise kennenlernt. Jan oder Paul? Am liebsten würde sie eine Marktfrau um Rat bitten, ihr zwei Schilder in die Hände drücken, auf dem einen Schild stünde Paul geschrieben, auf dem anderen Jan. Auf Kommando, fertig, los! Die Marktfrau würde entscheiden. Oder das Kinopublikum, das sich Natascha vorstellt. Doch schliesslich ist es Alexei, der ihr mitten in der Nacht am Sewansee die alles entscheidende Frage stellt: «Wann beginnst du zu schreiben?»
Das Eintreffen einer Kurznachricht reisst Natascha aus ihren Gedanken. Es ist Artiom, der ihr Grüsse aus Eriwan schickt und wissen will, ob sie gut nach Hause gekommen sei. Er sitze jetzt wieder im Taxi und warte auf Kunden. Die Reisegruppe fehle ihm. «Übrigens», steht am Ende seiner Nachricht, «ich höre gerade Radio. Willst du mithören?
Frage an Radio Eriwan: Kann man auch die Liebe sozialistisch planen?
Antwort: Im Prinzip ja. Aber es wäre schade um die Liebe.»
Noch nie hat Natascha über einen Radio-Eriwan-Witz geweint. Jetzt tut sie es.
Alexandra von Arx, geboren 1972 in Olten, ist Juristin, freiberufliche Übersetzerin und internationale Wahlbeobachterin. Sie wurde mit dem Förderpreis für Literatur des Kantons Solothurn und mit dem Dreitannen-Förderpreis der Maurer-Billeter-Stiftung ausgezeichnet. 2020 erschien ihr Romandebüt «Ein Hauch Pink» im Knapp Verlag, gefolgt von ihren Aufzeichnungen als Hüttenmitarbeiterin, den «Hundsteinhüttenbuchrandnotizen», im orte Verlag.